\chapter{Stand der Forschung} \label{chap:stand-der-forschung} Der Stand der Forschung beleuchtet verschiedene Entwicklunsmethodiken zur Digitalisierung. \section{Modell nach Parviainen et al.} \quotecite{The importance of digitalization is becoming understood, but the question now is how to do it in practice in order to best benefit from it.} \cite{bib:Parviainen_Tihinen_Kaariainen_Teppola_2022}. Parviainen et al. stellten sich diese Frage und entwickelten in ihrer Forschungsarbeit einen konzeptionellen Rahmen, um zu verstehen, wie die Digitalisierung in der Praxis umgesetzt werden kann und welche Vorteile sich daraus ergeben. Dieser Rahmen basiert auf dem \ac{PDCA} -Prinzip. \\ \\ Dieses Rahmenwerk sieht anhand des \ac{PDCA}-Prinzips vier Schritte vor: \textbf{Im ersten Schritt} wird definiert, wie weit die Digitalisierung für das Unternehmen gehen kann und welche Position das Unternehmen dabei anstrebt. Dieser Schritt kann in vier Teilschritte unterteilt werden: Ausmaße, Treiber, Szenarien und Ziele. Für die Bestimmung der Ausmaße ist die Analyse aktueller Trends und deren Relevanz für die Domäne des Unternehmens wichtig. Ebenfalls ist wichtig, wie weit diese Trends bereits im Fachgebiet verankert sind. Zur Einordnung eignen sich \ac{SWOT} -Analysen. Diese Analysen sind die Grundlage, um ein Unternehmen in der Digitalisierung aufzustellen. \\ \\ Aus den Ergebnissen der Trendanalysen sollten dann Treiber identifiziert werden. Diese Treiber sollten auf der Grundlage zukünftiger Ergebnisse skalierbar sein: Beispielsweise könnten drastische Maßnahmen erforderlich sein, um schlimme Auswirkungen zu verhindern oder große Verbesserungen zu erreichen. \\ \\ Für die relevantesten Treiber sollten Zukunftsszenarien untersucht werden. Dies ist wichtig, um zu wissen, welche Auswirkungen bestimmte Trends in welcher Ausprägung haben würden. Relevant sind hier die Vorteile der Umsetzung des Szenarios, die Kosten der Umsetzung, sowie die Risiken, das Szenario nicht umzusetzen oder doch umzusetzen. Auf dieser Basis kann das beste Szenario ausgewählt werden. \\ \\ Aus diesem Szenario werden schließlich die Ziele der Digitalisierung abgeleitet. Diese Ziele müssen so formuliert sein, dass sie mit der Ausgangssituation verglichen werden können. \begin{nicepic} \includegraphics[width=1\textwidth]{images/model-digital-transformation.png} \captionof{figure}{Modell um digitale Transformation in Angriff zunehmen, Quelle: \cite{bib:Parviainen_Tihinen_Kaariainen_Teppola_2022}} \label{fig:model-digital-transformation} \end{nicepic} \begin{nicepic} \includegraphics[width=0.5\textwidth]{images/plan-do-check-act.png} \captionof{figure}{Das \acf*{PDCA}-Modell, Quelle: \cite{bib:abraham2005sustainability}} \label{fig:model-digital-transformation} \end{nicepic} \textbf{Im zweiten Schritt} wird der Ist-Zustand des Unternehmens ermittelt. Dazu wird die aktuelle Positionierung des Unternehmens im Hinblick auf den Zielzustand mit Fokus auf die Digitalisierungsziele betrachtet. Dazu wird der Ist-Zustand im Kontext des Soll-Zustandes anhand definierter Fragen bewertet. Die Auswahl der Fragen unterscheidet sich je nach Art der Ziele. Der gesamte Fragenkatalog kann im Detail der Ausarbeitung von Parviainen et al. entnommen werden. \textbf{Im dritten Schritt} werden konkrete Schritte festgelegt, die für den Übergang vom Ist-Zustand in den Soll-Zustand erforderlich sind. Dazu muss zunächst die Lücke zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand identifiziert werden. Relevant ist dabei der aktuelle Stand der Technik und welche Veränderungen notwendig sind, um den Zielzustand zu erreichen. Anschließend sollten die konkreten Schritte identifiziert werden, die erforderlich sind, um diese Lücke zu schließen. Wenn zum Beispiel ein Treiber \enquote{interne Effizienz} ist, könnten die Schritte darin bestehen, neue digitale Werkzeuge zu integrieren. Schließlich werden diese Schritte analysiert und priorisiert. Prädestiniert dafür sind Kosten-Nutzen-Analysen, Analysen der Umsetzbarkeit, des Wartungsaufwands und der Mitarbeiterschulung. \textbf{Der vierte Schritt} befasst sich mit der Umsetzung der in Schritt drei geplanten Maßnahmen und der Bewertung der erzielten Ergebnisse. Diese Bewertung der Ergebnisse sollte z.B. soziokulturelle Barrieren berücksichtigen, die sich aus den Reaktionen bestimmter Stakeholder ergeben, die möglicherweise negativ auf Veränderungen reagieren oder Schwierigkeiten bei der Einführung neuer Technologien haben. Wenn diese Analyse zeigt, dass die Ziele der Digitalisierung nicht erreicht wurden, sollten Korrekturmaßnahmen in früheren Phasen ergriffen werden \cite{bib:Parviainen_Tihinen_Kaariainen_Teppola_2022}. \section{Modell nach Verhoef et al.} Nach Verhoef et al. lässt sich der hier sogenannte \enquote{Prozess der Digitalisierung} in drei Phasen unterteilen. Diese drei Phasen sind \textit{Digitization}, \textit{Digitalization} und \textit{Digital Transformation} \cite{bib:verhoef}. Die Phase \textit{Digitization} befasst sich mit der Umwandlung analoger Datenstrukturen und Modelle in digitale Datenmodelle, sodass diese digital, in Form von Nullen und Einsen, gespeichert und elektronisch\break weiterverarbeitet werden können \cite{bib:dougherty}\break\cite{bib:loebbecke}. \quotecite{Examples concern the use of digital forms in ordering processes, the use of digital surveys, or the use digital applications for internal financial declarations.} \cite{bib:verhoef}. \textit{Digitalization} beschreibt den Prozess der Veränderung bestehender Geschäftsprozesse, um mit digitalen Werkzeugen und Datenmodellen zu arbeiten \cite{bib:fengli}. Beispielsweise der Verwendung von Robotern in der Produktion \cite{bib:verhoef}. Die letzte Phase, die \textit{Digitale Transformation}, beschreibt eine firmenweite Veränderung, die beispielsweise Ergründungen neuer Geschäftsmodelle mit sich bringen könnte \cite{bib:pagani}. \section{Abwägung in Bezug auf die Problemstellung} In Bezug auf die hier betrachteten Methodiken ist es wichtig zu erwähnen, dass der betrachtete Kontext lediglich die Digitalisierung \textbf{eines} Geschäftsprozesses behandelt. Diese Ausarbeitung befasst sich nicht mit firmenweiten Veränderungen, wie sie von den nahegelegten Modellen abgedeckt ist. Daher sind geringfügige Anpassungen der Methodiken unabdinglich. Des Weiteren ist Ressourcenintensität ein relevanter Gesichtspunkt dieser Abwägung, da eine solche Digitalisierung effizient und profitabel sein soll. \subsection{Parviainen et al.} Der Autor stellt fest, dass das Modell nach Parviainen et al. überwiegend methodisch ausgerichtet ist und für den betrachteten Kontext der Problemstellung unverhältnismäßig ressourcenintensiv ist, da der Umfang der Projektes geringfügig ist. Dieses Modell legt den Fokus auf firmenweite Veränderungen anstatt auf einzelne Prozesse und könnte daher in Bezug auf diese Problemstellung als \enquote{überdimensioniert} bezeichnet werden. \subsection{Verhoef et al.} Im Modell nach Verhoef et al. stellt die hier behandelte Problemstellung lediglich Phase eins und Phase zwei der drei Phasen \textit{Digitization}, \textit{Digitalization} und \textit{Digital Transformation} dar. Das ist so, da sich die ersten zwei Phasen mit der Digitalisierung bestimmter Geschäftsprozesse befassen. Phase drei befasst sich mit firmenweiten Veränderungen, die über Geschäftsprozesse hinausgehen \cite{bib:verhoef}. Firmenweite Veränderungen befinden sich außerhalb des Rahmens dieser Ausarbeitung. Der Autor empfindet das Modell nach Verhoef et al. als agiler, unrestriktiver, weniger overheadlastig und somit effizienter. \subsection{Fazit} Aufgrund des kleinen Projektumfanges und der großen Wahrscheinlichkeit, dass sich Anforderungen ändern werden, fällt die Entscheidung auf das minimalistischere Modell nach Verhoef et al.. Grundlage dieser Entscheidung sind Forschungsarbeiten von M. Ayman Al Ahmar, die nahelegen, dass Projekte dieser Art idealerweise nach \enquote{extreme programming}-Paradigmen behandelt werden \cite{bib:ayman-al-ahmar}. Nachdem Phase drei des Verhoef-Modells ausgeklammert wurde, sieht das zu verfolgende Modell aus wie folgt: \begin{nicepic} \includegraphics[width=0.45\textwidth]{images/umsetzungsdiagramm.png} \captionof{figure}{Umsetzungsplanung, Quelle: Eigene Darstellung} \label{fig:umsetzungsplanung} \end{nicepic}